In Diskussionen mit Verschwörungsgläubigen kommt es oft zum sogenannten Themen-Hopping. Das Gegenüber springt dabei von einem Thema zum nächsten, ohne dass ein Thema genauer ausgeführt wird. Eine sorgfältige Diskussion wird dadurch verunmöglicht. Themen-Hopping ist eine unfaire Gesprächsstrategie. Wer sie einsetzt, entzieht sich der Aufgabe, getroffene Aussagen und angebliche Zusammenhänge begründen zu müssen. Sobald Begründungen verlangt werden, wechselt die Person das Themenfeld. Damit entzieht sie sich auch der Möglichkeit, widerlegt zu werden.
Verschwörungsgläubigen fällt das Themen-Hopping oft auch deshalb leicht, weil ein charakteristisches Element im Feld der Verschwörungstheorien aus der Überzeugung besteht, dass alles mit allem verbunden ist. Verschwörungsgläubige sehen damit Zusammenhänge zwischen Themen, die sie selbst konstruiert haben, und die für andere Menschen deshalb nicht offensichtlich sind. Darum können die Themen-Sprünge der Verschwörungsgläubigen beim Gegenüber und bei Aussenstehenden erhebliches Verwirrungspotential mit sich bringen.
Was tun gegen Themen-Hopping?
Gegen Themen-Hopping gibt es vor allem drei sinnvolle Gegenreaktionen:
- So freundlich wir möglich versuchen, die Diskussion auf ein bestimmtes Thema festzunageln. Das heisst: Sich mit dem Gegenüber darüber verständigen und einig werden, welches Thema gerade zur Diskussion steht. Dann darauf bestehen, dass vorerst nur über dieses Thema diskutiert wird.
- Gelingt diese Übereinkunft nicht, sollte das Themen-Hopping nachdrücklich zum Thema gemacht werden: «Du springst hier von einem Thema zum nächsten, ohne dass wir einen Punkt richtig geklärt haben. Dieses Themen-Hopping macht eine sinnvolle Diskussion schwierig.» Diese Klarstellung ist auch wichtig für Menschen, die offline oder online solche Diskussionen mithören oder mitlesen.
- Führt auch Punkt 2 nicht zu einer Verbesserung der Diskussionskultur, ist möglicherweise ein Abbruch des Gesprächs angebracht, wobei als Begründung das Themen-Hopping noch einmal genannt wird.
Wie sich die Taktik des Themen-Hopping benennen lässt, beschreibt die Journalistin und Digitalexpertin Ingrid Brodnig:
«Man kann sagen: ‘ Moment, du hast gerade eine Falschmeldung gebracht, wonach ein Kind angeblich wegen der Maske gestorben sei. Ich habe erklärt, warum dies falsch ist. Prompt wechselst du das Thema, jetzt fängst du an, über Bill Gates zu sprechen. Das nennt man Themen-Hopping, was du betreibst: Statt auf ein Thema wirklich einzugehen und auf Gegenargumente zu antworten, wirfst du ständig neue Behauptungen ein. So fällt es mir sehr schwer, mit dir zu diskutieren.’
Dieses sachliche Aufzeigen unfairer Diskussionsstile ist vor allem eine Methode, um Mithörenden oder Mitlesenden aufzuzeigen, was gerade passiert.»
Quelle des Zitats:
Einspruch! Verschwörungsmythen und Fake News kontern – in der Familie, im Freundeskreis und online, von Ingrid Brodnig, Brandstätter Verlag 2021.
Anmerkungen:
☛ Ein verwandtes Thema in Diskussionen zu Verschwörungstheorien ist der Gish-Galopp.
☛ Ingrid Brodnig ist Autorin von lesenswerten Büchern zu Themen wie Digitalisierung, Social Media etc.
Beispiel:
„Übermacht im Netz“. Warum wir für ein gerechtes Internet kämpfen müssen von Ingrid Brodnig