Der Angriff auf den Marinestützpunkt Pearl Harbor war ein Überraschungsangriff der Kaiserlich Japanischen Marineluftstreitkräfte in Friedenszeiten auf die in Pearl Harbor im Hawaii-Territorium vor Anker liegende Pazifikflotte der USA am 7. Dezember 1941. Durch den Angriff konnten die Japaner einen Grossteil der amerikanischen Pazifikflotte ausschalten. Acht Schlachtschiffe und elf weitere Kriegsschiffe wurden versenkt. Etwa 2400 Menschen verloren ihr Leben.
Das lag vor allem daran, dass die Befehlshaber in Pearl Harbor Überraschungsangriffen ungenügend vorgebeugt hatten. Die unmittelbare Folge des Angriffs war der Eintritt der Vereinigten Staaten in den Zweiten Weltkrieg.
Verschwörungstheorien zum Angriff auf Pearl Harbor
Bereits kurz nach dem Angriff auf Pearl Harbor wurden Stimmen laut, welche die mangelnde Vorbereitung der Streitkräfte auf einen solchen kritisierten. Es kamen aber auch Verschwörungstheorien auf, die der amerikanischen Regierung ein vorheriges Wissen über einen bevorstehenden japanischen Angriff unterstellten. Präsident Franklin D. Roosevelt und seine Regierung hätten bewusst nichts gegen die Gefahr unternommen und die Streitkräfte nicht gewarnt, um so die Zustimmung der kriegsunwilligen US-Öffentlichkeit für den tags darauf erfolgten Eintritt der Vereinigten Staaten in den Zweiten Weltkrieg zu erreichen. Unbestritten ist auch bei Verschwörungstheoretikern, dass der Angriff wirklich von Japan ausging und durchgeführt worden ist.
Total acht Untersuchungen wurden in dieser Sache während des Krieges durchgeführt und deckten Mängeln auf bei der Auswertung nachrichtendienstlichen Materials und der Zusammenarbeit der Teilstreitkräfte.
Die Einwände der Verschwörungstheoretiker gegen die offizielle Version und die Gegenargumente sind gut zusammengestellt hier auf Wikipedia.
Über diese Detailebene hinaus gibt es grundsätzlichere Einwände gegen die verschwörungstheoretische Interpretation des Angriffs auf Pearl Harbor, die auch bei anderen Verschwörungstheorien zur Anwendung kommen können:
1. Das ungenügende «Cui bono?»-Argument
Um die vermuteten Verschwörer zu entdecken, gehen Verschwörungstheoretiker sehr oft nach dem «Cui bono?»-Prinzip vor. Es bedeutet in einen Satz zusammengefasst: «Wem es nützt, der ist es gewesen.»
Dieses Prinzip ist aber ungenügend. Es kann zwar einen Verdacht begründen, aber nichts belegen. Und wenn man nur auf dieses Prinzip baut, schliesst man andere Möglichkeiten aus. Das weiss jeder Krimifan: Es ist gerade oft nicht derjenige der Mörder, der das offensichtlichste Motiv hat. Wäre es so, hätten Kommissare und Kommissarinnen einen Easy-Job. Und wenn der Bauer vom Regen profitiert, heisst das auch nicht, dass er den Regen selbst ausgelöst hat.
Dass es Franklin D. Roosevelt nach dem Angriff auf Pearl Harbor leichter gefallen ist, Japan den Krieg zu erklären, liegt auf der Hand. Zwar waren Bevölkerung und Regierung der USA zu Beginn des Zweiten Weltkriegs überwiegend isolationistisch eingestellt gewesen und hatten einen Kriegseintritt abgelehnt. Doch Roosevelts immer deutlicher werdende Politik der Vorbereitung auf den Krieg entsprach dem Willen der Mehrheit der Amerikaner. Das wurde nicht nur in seiner praktisch unangefochtenen Wiederaufstellung als Kandidat der Demokraten für die Präsidentschaftswahl 1940 deutlich, sondern auch in der Position seines republikanischen Gegenkandidaten Wendell Willkie, der eine Vorbereitung der Streitkräfte auf alle Eventualitäten, auch die eines Krieges, als im nationalen Interesse notwendig ansah. So gross kann der Druck auf Roosevelt nicht gewesen sein, dass er eine solche Katastrophe wie den Angriff auf Pearl Harbor bewusst in Kauf genommen hätte.
Zumal der Schaden des Angriffs sehr viel grösser gewesen wäre, wenn auch die vorgesehene dritte Welle plangemäss durchgeführt worden wäre. Wikipedia fasst das gut zusammen:
«Bei der Bewertung des Angriffs der Japaner wird oft nur der tatsächlich angerichtete Schaden betrachtet und außer Acht gelassen, dass erheblich größerer Schaden möglich gewesen wäre. In Pearl Harbor befanden sich wichtige Reparaturanlagen und Kommunikationseinrichtungen der Pazifikflotte. Größere Reparaturarbeiten und Wartungen konnten nur hier ausgeführt werden, die nächsten dazu fähigen Stützpunkte waren erst an der über 4000 km entfernten Westküste der USA zu finden. Zusätzlich lagerte in Pearl Harbor der vorgezogene Ölvorrat der US Navy. Hätten die Japaner die Hafenanlagen und Vorräte zerstört, wäre die US-Marine in ihrer Bewegungsfreiheit über einen sehr langen Zeitraum massiv eingeschränkt gewesen. Tatsächlich war die Zerstörung der Hafenanlagen als Teil des Angriffs vorgesehen. Dies sollte im Verlauf eines dritten Angriffs erfolgen, sobald die vom zweiten Angriff zurückgekehrten Flugzeuge wieder startklar waren.
Da der zweite Angriff jedoch aus verschiedenen Gründen länger dauerte als geplant und zu befürchten war, dass die gestarteten Maschinen bei einem weiteren Angriff nicht vor Einbruch der Dunkelheit zurückkehren würden, entschloss sich der japanische Befehlshaber Admiral Nagumo trotz heftiger Proteste seiner Offiziere, auf den dritten Angriff zu verzichten (Landungen bei Dunkelheit waren zu dieser Zeit nicht üblich und hätten zu schweren Verlusten geführt). Da diese Entscheidung aber unmöglich vorherzusehen war, müssten die amerikanischen Planer, wenn sie tatsächlich den Angriff wissentlich zuließen, davon ausgegangen sein, wahrscheinlich den kompletten Stützpunkt zu verlieren. Es ist zweifelhaft, ob Washington bereit gewesen wäre, sich willentlich auf so ein massives Risiko einzulassen. Zudem hätte ein weiterer japanischer Angriff am Nachmittag auch den inzwischen eingelaufenen Flugzeugträger USS Enterprise vorgefunden, was auch die These von den gezielt aus dem Hafen entfernten Flugzeugträgern infrage stellt.»
2. Hanlon’s Rasiermesser
«Hanlon’s Rasiermesser» ist ein Sprichwort, das besagt:
«Geh nicht von Böswilligkeit aus, wenn Dummheit, Schlamperei, Inkompetenz, Fehleinschätzung oder Irrtum zur Erklärung ausreichen.»
Verschwörungsgläubige gehen in der Regel bei Missgeschicken, Unglücken etc. von bösen Absichten aus, die dahinterstecken. Sie unterschätzen, dass Dummheit, Schlamperei, Inkompetenz, Fehleinschätzung oder Irrtum viel häufiger sind, und oft die angemessenere Erklärung liefern. So auch beim Angriff auf Pearl Harbor. Dass hier Hinweise übersehen oder falsch interpretiert worden sind, ist sehr viel naheliegender, als dass böswillig 2400 Menschen und viel Kriegsmaterial geopfert wurden. Ähnliches kann auch über 9/11 gesagt werden.
3. Machiavellis Rat
Der italienische Staatsmann Niccolò Machiavelli (1469 – 1527) hat in seinem Werk interessante Gedanken geäussert zu Verschwörungen und ihren Grenzen:
„Vor der Entdeckung einer Verschwörung kann man sich nicht schützen, wenn die Anzahl der Mitwisser drei oder vier übersteigt.“
„Das einzige Mittel, der Entdeckung zu entgehen, ist es, den Mitverschwörern keine Zeit zu lassen, das Komplott zu verraten.“
Eine Verschwörung der US-Regierung, mit der bewusst und böswillig Wissen über den bevorstehenden Angriff zurückgehalten worden wäre, hätte sehr viel Mitwissen haben müssen. Schwer vorstellbar, dass keiner davon im Verlaufe der Zeit geredet hätte, auch angesichts der verschiedenen Untersuchungskommissionen.
Verwendete Quellen zum Thema „Pearl Harbor“:
Beitrag zum Thema Angriff auf «Pearl Harbor / Verschwörungstheorien» auf Wikipedia.
Beitrag zum Thema «Verschwörungstheorien zum Angriff auf Pearl Harbor» auf Wikipedia.
Beitrag zum Thema «Eintritt der Vereinigten Staaten in den Zweiten Weltkrieg» auf Wikipedia.