Der berühmte Komponist Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791) starb bereits früh im Alter von 35 Jahren. Das war auch zu seiner Zeit ungewöhnlich und da seine Todesursache nicht eindeutig feststeht, ranken sich darum rund 150 verschiedene Mythen, Verdächtigungen und Verschwörungstheorien.
Zu dieser Spekulationswelle beigetragen hat wohl auch der Verhältnismässigkeits-Fehlschluss (Proportionality Bias). Darunter versteht man die (Fehl)Annahme, dass «grosse Ereignisse» auch grosse Ursachen haben müssen. Es handelt sich um eine systematische Verzerrung (bias = Verzerrung, Fehlannahme, Fehlschluss, Vorurteil), die bei der Entstehung von Verschwörungstheorien oft eine wichtige Rolle spielt. Ein berühmter Mann wie Mozart kann nicht einfach an einer üblichen Krankheit sterben. Da muss etwas anderes, ebenso grosses, geheimnisvolles dahinterstecken. So urteilt der Verhältnismässigkeits-Fehlschluss.
Nun ist allerdings nicht alles, was über den Tod von Mozart an Spekulation herumschwirrt, auch eine Verschwörungstheorie. Zu einer Verschwörungstheorie gehört ein geheimer Plan, der in bösartiger Absicht umgesetzt wird. Bei einem grossen Teil der Mythen, die sich um den Tod des Komponisten ranken, handelt es sich nur um simple Spekulationen zum Sterbegrund. Mal wird als Todesursache sein Alkoholmissbrauch vermutet, mal Nierenversagen, Leukämie, Morbus Whipple oder ein Lymphom. Auch erwähnt werden eine Infektion mit Influenza, Scharlach, Masern, Typhus oder andere Formen der Sepsis. Das meiste davon dürfte Humbug sein. Der Totenbeschauer trug als Todesursache „hitziges Frieselfieber“ ein, aus heutiger Sicht ein nicht sehr aussagekräftiger Befund.
Mozart selbst war überzeugt, vergiftet worden zu sein. Aber die Liste, wer ihn ermordet haben soll, ist lang.
Mozart durch Salieri vergiftet?
Am bekanntesten ist diesbezüglich der Verdacht, dass Mozart durch seinen Konkurrenten Antonio Salieri vergiftet wurde. Diese Geschichte ist vor einigen Jahrzehnten erneut aufgekommen, weil sie durch den erfolgreichen Film „Amadeus“ (1984) von Milos Forman stark verbreitet wurde. Salieri soll, als er in eine psychiatrische Einrichtung gebracht worden war, vor seinem eigenen Tod zugegeben haben, Mozart vergiftet zu haben.
Ulrich Leisinger vom Salzburger Mozarteum hält diesen Verdacht für unglaubwürdig:
„Salieri war zu seiner Zeit bis zu seinem Lebensende ein hochangesehener Musiker. Er hatte eine gute Position und war sehr erfolgreich.“ Er habe keinen triftigen Grund gehabt, Mozart aus Eifersuchtsgründen zu ermorden. Mozarts Ruhm sei zudem zu seinen Lebzeiten nur sehr begrenzt gewesen. Leisinger weist auch darauf hin, dass Salieri diese Behauptung widerrufen habe: „Es gibt unabhängige Überlieferungen. Und dass Salieri seine Äußerung zurückgezogen hat, wird oftmals ignoriert.“
Allein die Annahme, dass Salieri Mozart vergiftet hat, wäre noch keine Verschwörungstheorie, sondern ein simpler Verdacht. Es müsste noch ein konspirativer Plan dazukommen, in den neben Salieri noch andere Personen involviert sind: Mozarts Arzt, seine Frau, andere Verwandte oder Bekannte. Das wäre nicht ganz abwegig, denn allein könnte Salieri Mozart kaum vergiftet haben. Erst wenn eine derartige Geschichte erzählt wird, «riecht» es nach Verschwörungstheorie.
Sind die Freimaurer schuld?
Eine weitere Mord-Variante besagt, dass der österreichische Komponist Opfer von Freimaurern geworden sei. Mozart hat einen engen Bezug zu dem Geheimbund gehabt und widmete ihm auch viele Stücke. Er soll in der Oper „Die Zauberflöte“ zu viele Informationen über die Freimaurer verraten haben und deswegen vergiftet worden sein.
Korrekt daran ist, dass Mozart Mitglied der Wiener Freimaurerloge Zur Wohltätigkeit war. Insbesondere in seinen Opern Die Zauberflöte und Le nozze di Figaro sind gesellschaftskritische Töne aus dieser Mitgliedschaft zu spüren. Mit der Aufführung von Le nozze di Figaro 1786, die Kaiser Joseph II. trotz des systemkritischen Inhalts freigab, überforderte Mozart das Wiener Publikum, so dass es sich von ihm zurückzog. So verschlechterte sich seine finanzielle Situation, ohne dass er dieser Tatsache mit seinen Ausgaben Rechnung trug.
In der «Zauberflöte» gibt es tatsächlich Elemente, die als Anspielungen auf freimaurerische Ideale und Symbole gedeutet werden können. Allerdings hat kein zeitgenössischer Kritiker die in der Oper auszumachenden Anspielungen auf die Freimaurerei auch nur mit einem Wort erwähnt. Insgesamt scheint es sehr unwahrscheinlich, dass hier eine «Verrat» in einer Grössenordnung vorgelegen hat, die einen Mord an einem Logenbruder rechtfertigen könnte. Auch müsste konsequenterweise in einem solchen Fall der Textdichter Schikaneder ermordet werden und nicht der Komponist Mozart.
Dass die Freimaurer am Tod von Mozart schuld gewesen seien, ist also wohl eine Verschwörungstheorie.
Dem Freimaurer-Orden sind im Verlaufe seiner Existenz unzählige Verschwörungstheorien angehängt worden.
Quellen:
Mozarts früher Tod – Mord oder Krankheit? (RP-online)
Beitrag zum Thema «Die Zauberflöte: Freimaurerische Einflüsse» auf Wikipedia.
Beitrag zum Thema «Wolfgang Amadeus Mozart» auf Wikipedia.