Der Zusammenhang zwischen Informationen und Verschwörungstheorien ist komplexer als es auf den ersten Blick erscheint. Es ist nicht nur so, dass da einfach verschwörungstheoretisch aufgeladene Informationen auf eine Person treffen, sie quasi anstecken und damit zum Verschwörungsgläubigen machen.
Wichtiger ist möglicherweise der umgekehrte Weg: Die Verschwörungstheorie, mit der sich eine Person identifiziert hat, bestimmt wesentlich, welche Informationen sie aufnimmt.
Es gibt psychologische, soziale und kulturelle Dispositionen, die dazu führen, das Menschen an Verschwörungstheorien festhalten. Zum Beispiel eine Neigung zum Misstrauen, mangelnde Bildung, Ängste, Vorurteile, Selbstüberschätzung oder eine Vorliebe dafür, mit seinen Ideen gegen den Strom zu schwimmen. Verschwörungsgläubige sind aber nicht einfach Opfer ihrer kognitiven Verzerrungen (systematische Denk- und Wahrnehmungsfehler aufgrund von Annahmen und Vorurteilen). Der Neurowissenschaftler Sebastian Dieguez sagt dazu in einem Interview mit dem Wissenschaftsmagazin Higgs:
«Es gibt psychologische Dispositionen, aber die Position von Verschwörungstheoretikern ist vor allem ideologisch, sie ist nicht einfach das Ergebnis von Denkfehlern. Es ist eine bewusste Wahl der Positionierung im sozialen Raum, die oft an den Hebeln des Narzissmus ansetzt. Es ist ziemlich herablassend, einem Verschwörungstheoretiker erklären zu wollen, dass er ein Opfer kognitiver Verzerrungen ist, weil es sich paradoxerweise oft um sehr gut informierte Personen handelt. Aber es sind nicht diese Informationen, die sie zu Verschwörern machen. Es ist ihre Verschwörungstheorie, die die Art und Weise beeinflusst, wie sie sich informieren.»
Bestätigungsfehler beeinflusst Aufnahme von Informationen
Es gibt allerdings eine kognitive Verzerrung, die genau diese Aufnahme von Informationen beeinflusst. Es handelt sich um den Bestätigungsfehler (Confirmation bias).
Dabei handelt es sich um die Neigung, Informationen, die eine vorhandene Überzeugung zu bekräftigen scheinen, zu bemerken, zu akzeptieren und zu speichern, und im Gegensatz dazu Informationen, die offenbar im Widerspruch zu einer vorhandenen Überzeugung stehen, zu ignorieren, zu verzerren, wegzudiskutieren oder zu vergessen.
Der Bestätigungsfehler steuert also mit, welche Informationen wir aufnehmen.
Mehr dazu in der Enzyklopädie hier: Bestätigungsfehler (Confirmation bias)
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