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Generalisierung als Bestandteil von Verschwörungstheorien

11. Februar 2021

Generalisierung ist ein Element, das oft in Verschwörungstheorien anzutreffen ist. Sachverhalte werden dabei in einer fragwürdigen Form verallgemeinert. Kritisches Nachfragen ist deshalb ein bewährtes Gegenmittel zur Auflösung von Generalisierungen.

Beispiele für Generalisierung:

☛ Die Medien lügen sowieso alle….

Das ist die altbekannte Verschwörungstheorie von der Lügenpresse. Diese Generalisierung unterschlägt unterschiedliche Positionen und Interessen der verschiedenen Medien.

Mögliche Nachfragen:

Wie informierst du dich, wenn alle Medien lügen? Vielleicht sagt die Person dann, dass sie nur sogenannte «Alternative Medien» und «soziale» Medien wie Facebook nutzt. Dann könnte man darauf hinweisen, dass das auch Medien sind und nachfragen, warum die Person glaubt, dass genau diese Medien nicht oder weniger lügen.

Vielleicht meint die Person mit allen Medien nur die «Mainstreammedien». Auch dann ist genaues Nachfragen angezeigt: Alle? Es gibt unterschiedliche Medien mit unterschiedlichen Standpunkten – von der linken Wochenzeitung bis zur rechten Weltwoche. Alle Lügen? In jedem Artikel, also immer?

Sinnvoll wäre es auch, nach konkreten Beispielen für Lügen fragen: Welche Zeitung? Welcher Text? Welche Aussage genau? – Vielleicht kommt dann der Hinweis auf den Relotius-Fälschungsskandal beim Spiegel. Das ist aber kein Beleg dafür, dass alle Medien lügen. Fehler werden immer geschehen und Betrug wird immer wieder vorkommen.

Wer sagt, dass alle Medien lügen, meint damit oft, dass die Medien nicht seine eigenen Meinungen, Vorurteile und Ressentiments transportieren.
Tatschlich gibt es eine ganze Reihe von Problemen in der Medienbranche. Mit Generalisierungen kommt man diesen aber ganz sicher nicht bei. Im Gegenteil: Die Generalisierung vermeidet nötige Auseinandersetzung, die nur konkret an bestimmten Schwachpunkten ansetzen kann. Sie ist ein bequemer Weg, um sich nicht ernsthaft für Verbesserungen einsetzen zu müssen.

Die Probleme der Medienbranche hat Matthias Zehnder in seinem Buch «Die Aufmerksamkeitsfalle» sehr gut dargelegt. Hier gibt’s dazu eine Zusammenfassung:

Wie Medien via Aufmerksamkeitsfalle den Populismus fördern

☛ Die Pharma-Mafia will uns alle krank machen…

Die Generalisierung besteht hier darin, dass die Pharmabranche als Einheit aufgefasst wird. Dem liegt eine «Illusion der Homogenität» zugrunde. Dass zwischen Pharmafirmen unterschiedliche Interessen und Konkurrenzverhältnisse bestehen, blendet die Verschwörungstheorie von der grossen Pharmaverschwörung komplett aus. Und auch hier steht die Generalisierung der konkreten und oft notwendigen Kritik im Wege: Welche Pharmafirma hat wo genau welche fragwürdige Praktik gezeigt? Das braucht Argumente und Belege – nicht nur schwammiges, generalisierendes Gerede.

Siehe dazu: Lob der Kritik

☛ Weitere Beispiele für Generalisierung

Es gibt darüber hinaus eine ganze Reihe von Beispielen, die in Verschwörungstheorien eine Rolle spielen:

Die Eliten…

Die Juden….

Die Araber….

Die Amerikaner…

Die Frauen…

Die Wissenschaftler..

Die Politiker….

….

(plus jeweils die weibliche grammatikalische Form)

Fazit zum Umgang mit Generalisierung:

Sehr oft ist es bei Generalisierungen nötig genau nachzufragen: Wirklich alle? Gibt es Ausnahmen? Wer nicht? Gibt es Unterschiede?

Dann stellt sich in der Regel heraus, dass die Gruppe nicht so homogen ist, wie es dargestellt wurde. Das kann zur Auflockerung von Fronten beitragen.

Generalisierung zu hinterfragen ist ein lohnenswertes, sinnvolles Training, nicht nur im Umgang mit Verschwörungstheorien.

 

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