Wahrigs Herkunftswörterbuch erklärt den Begriff «Tribalismus» mit «Stammesbewusstsein, stammesgebundene Politik, aus
engl. tribalism „Stammeszugehörigkeit, Zugehörigkeitsgefühl zu einem Stamm“, zu
engl. tribe „Volksstamm, Sippe, soziale Gruppe“.»
«Stammesdenken» – das sieht auf den ersten Blick aus wie ein Phänomen aus ferner Vergangenheit. Doch das täuscht. Tribalistisches Denken und Handeln scheint jedenfalls im gesellschaftlichen und politischen Kontext wieder zunehmend an Bedeutung zu gewinnen. Diese Entwicklung zeigt sich auch in Phänomenen wie «Fake News» und «Verschwörungstheorien». «Stammesverhalten» führt dazu, dass zum eigenen Stamm passende «Fake News» und Verschwörungstheorien unabhängig von Fakten und Wahrheitsgehalt geteilt werden. Besonders deutlich zeigen sich diese Zusammenhänge im Internet. Mit diesem «digitalen Tribalismus» befasst sich der deutsche Kulturwissenschaftler Michael Seemann in seinem Blog «CTRL-Verlust», aus dem viele der nachstehenden Gedanken stammen.
Der Hang zum Tribalismus ist eine unserer moralisch-psychologischen Anlagen. Menschen neigen dazu, ihre Stellung als Individuum immer in Beziehung zu konkreten Bezugsgruppen zu definieren. Ihr moralisches Rüstzeug ist dafür ausgelegt, sich innerhalb von definierten Gruppen funktionieren zu lassen. Fühlen Menschen sich einer Gruppe zugehörig, zeigen sie intuitiv altruistisches und kooperatives Verhalten. Bezogen auf Fremdgruppen aber ist häufig das Gegenteil der Fall. Hier sind Menschen oft misstrauisch, weniger empathisch und Fremdgruppen gegenüber sogar tendenziell feindlich eingestellt.
Tribalismus mit evolutionsbiologischen Grundlagen
Der US-amerikanische Professor für Psychologie Jonathan Haidt erklärt diese menschlichen Eigenschaften evolutionsbiologisch. Rational betrachtet wäre anzunehmen, dass rein egoistische Individuen den größten Überlebensvorteil hätten und Altruismus da eher ein Hindernis wäre.
Ab einem bestimmten Punkt in der Werdung des Menschen hat sich laut Haidt der Selektionsprozess jedoch von der Ebene des Individuums auf die Ebene der Gruppe verschoben.
Irgendwann zwischen 75.000 bis 50.000 v. Chr. hat der Mensch den Weg zu intensiver Kooperation eingeschlagen hat. Seither standen nicht mehr Individuen in evolutionärer Konkurrenz zueinander, sondern Stämme.
Ab diesem Zeitpunkt setzte sich gemäss Jonathan Haidt nicht mehr automatisch das egoistischste Individuum durch, sondern das kooperative. Man könnte auch sagen das „tribalistische“, denn zur tribalen Grundausstattung gehören eben nicht nur Altruismus und Kooperationsfähigkeit, sondern auch Abgrenzungswillen, Gruppenegoismus sowie ein starkes Bedürfnis nach Zugehörigkeit und Identität.
Das sind Eigenschaften, die oft in Verhalten münden, das wir heute in unserer individualistischen Gesellschaft glaubten abgelegt zu haben, weil sie häufig mit Krieg, Leid und Feindschaft in Verbindung gebracht werden.
Digitaler Tribalismus
Im Internet haben sich seit einigen Jahren neue soziale Strukturen entwickelt, die durch solche Stammesdynamiken charakterisiert sind. Die Mitglieder eines solchen „digitalen Stammes“ kennen sich in der Regel nicht persönlich. Sie wohnen nicht in derselben Stadt und wissen häufig nicht einmal die Namen der anderen. Und nichtsdestotrotz sind sie online eng vernetzt, kommunizieren kontinuierlich untereinander und haben sich gegenüber der Restöffentlichkeit ideologisch wie auch vernetzungstechnisch abgespalten. Verbunden fühlen sie sich hauptsächlich durch ein gemeinsames Thema und die Ablehnung der von ihnen als falsch empfundenen Debatte darüber im „Mainstream“.
Digitale Stämme haben den verwandtschaftlichen durch einen umso stärkeren thematischen Fokus ersetzt. Das Thema ist Dreh- und Angelpunkt des Stammes und wirkt zugleich als zentrales Abgrenzungsmerkmal zum „Mainstream“, demgegenüber er sich häretisch verhält. Das bewirkt eine starke Kohäsion und Homogenisierung nach innen, aber insbesondere eine starke Abgrenzung nach Außen. Dadurch wird die tribalistische Basis unseres Moralgefüges getriggert und es geht nur noch um „Die“ gegen „Uns“. Das spiegelt sich auch in den Narrativen wider. AfD, Pegida und vergleichbare Gruppierungen betrachten sich als Rebellen, die sich gegen den irrlichternden Mainstream wenden, der aus ihrer Sicht korrupt oder bestenfalls ideologisch verblendet ist. Sie pflegen darüber hinaus einen ausgeprägten Opfermythos und fühlen sie sich politisch verfolgt und unterdrückt. Narrative wie beispielsweise die Rede von der „Lügenpresse“ und von den „Altparteien“ wirken dabei als Werkzeuge, um die Grenze zwischen dem eigenen und dem feindlichen Stamm zu markieren.
Zum Zusammenhang zwischen Identität und Wahrheit
Michael Seemann weisst in seinem Blog auf den Zusammenhang zwischen Wahrheit und Identität hin:
«Die Menschen, die daran glauben, dass Hillary und Bill Clinton eine Reihe von Menschen ermorden ließen und die Demokratische Partei einen Kindesmissbrauchs-Ring im Keller einer Pizzafiliale in Washington betreibt, sind nicht einfach dumm oder unaufgeklärt. Sie verbreiten diese Nachricht, weil sie damit die Zugehörigkeit zu ihrer Gruppe signalisieren. David Roberts hat dieses Phänomen treffend als „Tribale Epistemologie“ bezeichnet und definiert es folgendermaßen:
„Eine Information wird nicht anhand von Kriterien wie wissenschaftliche Standards der Beweisführung oder gar der Anschlussfähigkeit an das allgemeine Weltverständnis beurteilt, sondern einzig und allein danach, ob sie den Werten und Zielen des Stammes entspricht. ‘Gut für unsere Seite’ und ‘wahr’ beginnen eins zu werden.“»
Der „Digitaler Tribalismus“ bildet den Kern des Erfolges von Bewegungen wie Pegida und AfD, wie auch der Alt-Right und den antiliberalen Kräften, die in den letzten Jahren weltweit Erfolge feierten.
Den Zusammenhang von Gruppenidentität und Wahrnehmungspsychologie untersuchte in den letzten Jahren Insbesondere der Professor für Psychologie Dan M. Kahan. Er und sein Team vom Cultural Cognition Project haben in verschiedenen experimentellen Studien gezeigt, wie stark zum Beispiel die politische Zugehörigkeit die Beurteilung von Argumenten und Fakten beeinflusst.
Kahan glaubt nicht an die vorherrschende Erzählung, dass Fake News durch motivierte Kreise wie Wahlkampfteams, Geheimdienste oder enthusiastische Unterstützer/innen in die Öffentlichkeit eingeschleust werden, um diese zu manipulieren. Vielmehr ist er aufgrund seiner Forschungen überzeugt, dass es primär eine „motivierte Öffentlichkeit“ gibt, die einen Bedarf an Meldungen hat, die ihre Sichtweise bestätigen. Es liegt also ein Bedarf vor, der größer ist als das Angebot an solchen Falschnachrichten. Die verschiedenen Anbieter von Fake News schließen in dieser interessanten Betrachtungsweise also gewissermaßen nur eine Marktlücke. Informationen dienen dann weniger als Wissensressourcen, sondern als Identitätsressourcen – und da kommt es nicht darauf an, ob sie wahr oder falsch sind.
Jonathan Haidt schreibt in „The Righteous Mind“, dass der Mensch nur ein einziges Argument benötigt, um einen Glauben oder einen Nichtglauben zu rechtfertigen. Michael Seemann erklärt dieses Phänomen so:
«Wenn ich etwas glauben muss (aber nicht will), reicht ein Gegenargument aus, tausend Argumente zu verwerfen. 99 von 100 Klimawissenschaftler sagen, der Klimawandel ist real? Der eine, der was anderes sagt, reicht mir, um die 99 anderen Meinungen zu verwerfen. Oder ich will etwas glauben, wogegen alle Fakten sprechen. Selbst wenn alle meine Einwände gegen die offizielle Version von 9/11 entkräftet werden – ein Argument findet sich immer, um den Glauben beizubehalten, dass es sich um einen „inside job“ handelte.
Das eine Argument ist der Grund, warum der rechte Stamm immun gegenüber den Richtigstellungen seiner Fake News ist, obwohl sie ihn erreichen. Es bleibt immer ein Argument über, um an seinem Narrativ – und somit an seinem Stamm – festzuhalten. Genau dafür wurde das Wort „Lügenpresse“ erfunden. Es impliziert mitnichten die komplette Ablehnung von allem, was die Massenmedien schreiben, sondern ist die Rechtfertigung dafür, der Presse nur das zu glauben, was in das eigene Weltbild passt und den Rest abzutun.»
Dass ein Argument genügt, um 1000 Gegenargumente zu verwerfen, zeigt sich also auch in Diskussionen mit Anhängerinnen und Anhängern von Verschwörungstheorien.
Zur Verbindung von Tribalismus und Verschwörungstheorien
Sascha Lobo schildert in seinem Buch «Realitätsschock» (2019) den Brückenschlag zwischen digitalem Tribalismus und Verschwörungstheorien. Und er beschreibt, wie rechte digitale Stämme sich damit gegen Fakten, Argumente und sogar die sichtbare Realität immunisieren:
«Die Bewertung einer Information geschieht nicht anhand des Wahrheitsgehalts oder der Sinnhaftigkeit – sondern nur dadurch, ob die Information zu den Zielen des eigenen ‘Stammes’ (hier: soziale Gruppe) passt.
Digitaler Tribalismus ist die Antwort auf die Frage, warum so viele Rechte in sozialen Medien noch das Absurdeste teilen: zum Beispiel, dass Hillary Clinton einen Kinderpornoring im Keller einer Washingtoner Pizzeria betreibt. Es kommt ihnen nicht darauf an, ob eine Nachricht wahr ist, sondern nur, ob sie sich damit als Teil ihres digitalen Stammes präsentieren können. Zwei Signale sind dafür massgeblich: die Stützung der eigenen Weltsicht und die Reizung der Gegner. Es ist egal, ob es wahr ist, man teilt es auf Facebook, wenn es die ‘Clinton-Fans’ oder die ‘Gutmenschen’ bloss ordentlich aufregt. Fake News als sozialer Kitt und Polarisierung zugleich. Dabei verschwimmen Realität und Interpretation manchmal vollkommen. Das ist vielen Rechten bewusst, aber egal. In Diskussionsversuchen habe ich oft Variationen dieses prototypischen Dialogs erlebt:
‘X hat Y gemacht!’
‘Aber….das stimmt nicht, hier ist ein Link zum Gegenbeweis.’
‘In diesem Fall ist es vielleicht nicht wahr, Aber es könnte wahr sein!’
‘Es könnte wahr sein’ ist die Aufkündigung jedes Anspruchs an die Wahrhaftigkeit von Kommunikation. Jede Interaktion in sozialen Medien gerinnt zur sozialen Pose. Es geht nicht mehr um Erkenntnis oder Information, sondern um kollektive Selbsterregung, die Bestätigung des eigenen Weltbildes und sozialen Zusammenhalt – die Grundfunktionen des digitalen Tribalismus.
‘Es könnte wahr sein’ ist auch der Brückenschlag zwischen digitalem Tribalismus und Verschwörungstheorien……
Verschwörungstheorien erlauben, in der rechten Kommunikation Fakten, Argumente und Handlungen ohne Rücksicht auf Kausalität miteinander zu verknüpfen…
Michael Butter, der an der Universität Tübingen lehrt, hat in seinem Buch ‘Nichts ist, wie es scheint’ aufgezeigt, dass Verschwörungstheorien eine wichtige Funktion für die Identität der Verbreitenden haben. Das erklärt auch, warum Verschwörungstheoretiker fast immun sind gegen Versuche, sie zu widerlegen: Sie fühlen sich in ihrer Persönlichkeit angegriffen, da spielen echte oder vermeintlich echte Fakten keine Rolle. Rechte Gegenöffentlichkeit und Verschwörungstheorie sind in vielerlei Hinsicht ein Erfolgsteam, weil sich digitale rechte Stämme so gegen Fakten, Argumente und sogar die sichtbare Realität selbst immunisieren können.»
Polarisierung
Romy Jaster und David Lanius weisen in ihrem Buch «Die Wahrheit schafft sich ab» (2019) auf die Bedeutung der Polarisierung in Kontext des Tribalismus hin:
«Für Gruppen, in denen sich bereits eine starke Gruppenidentität ausgebildet hat,…erhalten Meinungsäusserungen einen besonderen Stellenwert: Sie signalisieren Gruppenzugehörigkeit. Die Frage, ob eine Aussage wahr ist, rückt in den Hintergrund. Was zählt, ist das Signal: ‘Ich gehöre dazu!’……
In stark polarisierten Gruppen mit einer ausgeprägten Gruppenidentität fallen Weltsicht und Gruppenzugehörigkeit…….in aller Regel zusammen….
Sind Gruppen erst hinreichend polarisiert, übertrumpft Gruppenzugehörigkeit Wahrheit. Fake News bieten in solch tribalistischen Biotopen willkommene Gelegenheiten, sich mit und in der Gruppe zu positionieren. Jede geteilte Fake News entspricht hier einem Stammesabzeichen, das man sich an die Jacke steckt, um zu zeigen, dass man dazugehört.»
Was tun gegen Tribalismus und Polarisierung?
Michael Seemann macht sich zum Schluss seines Blog-Beitrags Gedanken dazu, wie man mit dem Tribalismus umgehen sollte:
«Kann man gegen die tribalistischen Reflexe aufklären? Kann man vor ihnen warnen, sie sogar sozial ächten? Oder müssen wir mit ihnen leben und neue Wege finden, sie friedlich zu kanalisieren?»
Seemann stellt zuerst zwei Antworten vor, die er bei Jonathan Haidt auf diese Fragen findet.
Erstens: Haidt vergleiche «unsere moralische Entscheidungsmaschinerie mit einem Elefanten und seinem Reiter, wobei der Elefant intuitiv tut, wonach ihm gerade ist, und der Reiter immer nur nachträglich verrationalisiert und rechtfertigt, wo der Elefant nun schon wieder hingegangen ist. Eine erfolgreiche Strategie der Überzeugung besteht also nicht darin, den Reiter mit klugen Argumenten zu konfrontieren, sondern dafür zu sorgen, dass der Elefant einem wohlgesonnen ist. Zum Beispiel durch das Herstellen von persönlichen Vertrauensverhältnissen, um dann mit einer nichtkonfrontativen Argumentationsweise Wege aus der Identitätsfalle zu weisen.»
Dass Argumente allein nicht ausreichen gegen tribalistische Strömungen, ist sehr nachvollziehbar. Dass persönliche Vertrauensverhältnisse hilfreich sind, um Wege aus dem Tribalismus zu finden, leuchtet ebenfalls ein, dürfte aber nicht einfach zu erreichen sein.
Zweitens: Die zweite Antwort, die Seemann bei Haidt findet, ist «die Kraft der Institution. Institutionen setzen im besten Falle verschiedene Menschen und ihr Weltbild in Konkurrenz zueinander, so dass die verminderte Urteilskraft des Einzelnen ausgeglichen wird. Die Wissenschaft sei zum Beispiel so organisiert, dass einzelne Mitglieder die Erkenntnisse anderer Mitglieder herausfordern sollen. Solange sich immer jemand findet, der die eigene Sicht auf die Welt herausfordert, kann die Gefahr eingegrenzt werden, in der eigenen Fehlwahrnehmung stecken zu bleiben.»
Seemann weist an diesem Punkt aber darauf hin, dass im Rahmen des digitalen Tribalismus genau diese „Checks & Balances“ aufgelöst werden und in der «Umarmung des unherausgeforderten Stammesdenkens» aufgehen: «Tendenziell habe ich eher den Eindruck, dass die Erosion dieser Lösungsstrategie genau das Problem ist, mit dem wir heute kämpfen.»
Seemann weist dann noch auf einen Vorschlag hin, den der Schriftsteller Paul Graham für den persönlichen Umgang mit dem Phänomen gemacht hat. Graham hat in einem Essay von 2009 dazu geraten, sich nicht allzu sehr mit Themen und Debatten und Seiten in diesen Debatten zu identifizieren. Je weniger Labels man sich anhefte, desto weniger Identitätspolitiken würde man erlauben, das eigene Urteil zu trüben, betont Graham. Folgt man diesem Vorschlag, steckt man sich also möglichst wenig «Stammesabzeichen» ans Revers.
Sehr zu Recht skeptisch ist Seemann gegenüber der Idee, auf den Tribalismus von Rechts mit dem Impuls zu reagieren, selbst tribalistisch zu werden:
«Eine ausgeprägte „Wir gegen Die“-Polarisierung war immer auch Teil des wichtigen antifaschistischen Kampfes und letztlich notwendiger Teil der politischen Folklore. Ich habe aber den Verdacht, dass die bloße Beschäftigung mit dem rechten, digitalen Stamm dazu führen kann, dass die Gegenseite – also große Teile der Restgesellschaft – sich unwillkürlich tribalisiert. Das heißt ebenso Kohäsion und Identifikation aus der Ablehnung des „Feindes“ zu ziehen. Damit würde die Gesellschaft dem rechten Stamm allerdings einen großen Gefallen tun, denn dann hätte sich seine Verschwörungstheorie (alle stecken unter einer Decke) in eine selbsterfüllende Prophezeiung verwandelt.»
Als Fazit weist Michael Seemann noch einmal auf die Bedeutung von Institutionen hin:
«Eine gesellschaftliche Lösung des Problems müsste wohl wieder Vertrauen in übertribale/überparteiliche Institutionen herstellen und es ist fraglich, ob das mit den alten Institutionen überhaupt noch funktionieren kann. Letztlich war das Vertrauen in diese immer eine fragile Angelegenheit und wahrscheinlich wäre es schon viel eher zerbrochen, wenn es dazu Gelegenheiten gegeben hätte. Die Gelegenheit kam in Deutschland erst mit dem Internet, das es erlaubt, kostengünstig alternative Medienstrukturen zu etablieren. Neue Institutionen, die die Gesellschaft als Ganzes wieder in einen gemeinsamen Diskursrahmen einhegen sollen, müssten der neuen Agilität von Kommunikation unter den digitalen Bedingungen Rechnung tragen, sie sogar für sich zu nutzen wissen.»
Quellen:
Digitaler Tribalismus und Fake News, von Michael Seemann (ctrl+verlust)
«Realitätsschock», von Sascha Lobo, Kiepenheuer & Witsch 2019
«Die Wahrheit schafft sich ab», von Romy Jaster und David Lanius, Reclam 2019
Anmerkung:
Die Wichtigkeit von übertribalen/überparteilichen Institutionen für die Eindämmung des Tribalismus kann nicht genug betont werden. Generell sind dazu unpolarisierte Räume und Organisationen wichtig, in denen verschiedene «Stämme» sich noch begegnen können. Solche Funktionen hatten früher zum Beispiel die Feuerwehr, der Turnverein, der Samariterverein oder kirchliche Organisationen. Dass Vereine in der Lebensgestaltung vieler Menschen an Bedeutung verloren haben, ist auch in dieser Hinsicht ein gesellschaftlicher Verlust. Es lohnt sich im Hinblick auf die Prävention von Tribalismus, solche zivilgesellschaftliche Strukturen zu stärken.