Die Frage »Cui bono?« ist ein Zitat des römischen Philosophen Cicero (106 – 43 v. u. Z.) und lässt sich wörtlich mit »Wem zum Vorteil?« übersetzen. Im Sinne von »Wem nützt es? Wer hat etwas davon?« wird es häufig verwendet, um dem Verdacht unlauterer Vorteilnahme Ausdruck zu verleihen.
«Cui bono?» ist aber auch ein häufig verwendetes Leitmotiv in der Argumentation von Verschwörungstheorien.
Die Regierung von US-Präsident Georg W. Bush hat von den Anschlägen von 9/11 profitiert durch steigende Umfragewerte, Rechtfertigung für Einschränkung von Bürgerrechten und für den Irakkrieg etc..
Also folgern die Verschwörungstheoretiker haarscharf: Sie muss es gewesen sein! Sie steckt hinter den Anschlägen oder hat davon gewusst und sie mit Absicht nicht verhindert.
«Cui bono?» ist eine verführerisch einfache Erklärung. Sie reduziert komplexe, undurchschaubare Situationen auf eine simple Frage mit leicht zu findenden Antworten. Schliesslich profitiert fast von jedem Ereignis irgendjemand.
Selbstverständlich ist «Cui bono?» eine zulässige Frage. Falsch ist nur die Schlussfolgerung der Verschwörungsgläubigen, dass derjenige, der profitiert, auch zwangsläufig derjenige ist, der das Ereignis initiiert und gesteuert hat.
„Cui bono?“ beweist nichts
Bei der Frage nach dem Motiv machen es sich Verschwörungstheoretikerinnen und -theoretiker viel zu leicht. Wäre die Antwort auf die Frage „Wer war es?“ immer so leicht, dann wären Mordfälle sehr einfach zu lösen und der „Tatort“ im Ersten ziemlich langweilig. Häufig sind eben gerade nicht die oder der Verdächtige mit dem klarsten Motiv die Täterin oder der Täter. Und nur weil ich davon profitiere, dass mein Lehrer kurz vor der Prüfung krank geworden ist, heißt das nicht, dass ich ihn vergiftet habe.
Von einem bestimmten Ereignis können häufig sehr unterschiedliche Leute oder Instanzen profitieren oder es im nach hinein für ihre Zwecke ausnutzen.
Krisen und negative gesellschaftliche Zustände produzieren praktisch immer Verlierer und zugleich auch Gewinner. Das eine muss mit dem anderen nicht zwingend etwas zu tun haben.
Der Bauer profitiert vom Regen. Das bedeutet aber nicht, dass er den Regen auch herbeigeführt hat.
Interessant ist in diesem Zusammenhang eine Idee von Torsten Sträter. Der deutsche Horror- und Comedy-Schriftsteller, Slam-Poet, Komiker und Kabarettist wendet in einem Sketch in der Sendung «extra 3» das «Cui bono»-Prinzip der Verschwörungstheoretiker auf die Verschwörungstheorie selber an:
«Fragen Sie sich immer: Wer hat was davon? Wer hat was von unbeweisbaren, kruden, absurden Theorien? Immer der der sich’s ausgedacht hat!»
Quelle (Video „extra 3“):
https://www.youtube.com/watch?v=kHRwa9Qzppo
Siehe auch:
Cui bono? – die Instant-Erkenntnismethode der Verschwörungsgläubigen