Der Assoziations-Trugschluss wird zum Beispiel dazu verwendet, um einer Person etwas Negatives oder Positives „anzuhängen“ und damit von der Sachebene abzulenken.
Wer einen Assoziations-Trugschluss (Association Fallacy) begeht, verknüpft (assoziiert) in unzulässiger, unsachlicher Weise positive oder negative Eigenschaften einer Person, einer Sache oder eines Sachverhalts mit anderen Personen, Sachen oder Sachverhalten. Es wird eine Inhärenz erzeugt, eine «Anhaftung». Man könnte auch sagen, es wird jemandem etwas Positives oder Negatives angehängt. Weil dieses Anhängen nicht auf der Sachebene gründet, sondern von ihr eher ablenkt, wird der Assoziations-Trugschluss oft auch zur Manipulation von Drittpersonen eingesetzt.
Der Assoziations-Trugschluss kommt in zwei unterschiedlichen, gegensätzlichen Varianten vor, dem positiven Assoziations-Trugschluss und dem negativen Assoziations-Trugschluss. Beide Varianten spielen eine Rolle im Kontext von Verschwörungstheorien.
Negativer Assoziations-Trugschluss
Die „Schuld“ (bzw. Abwertung) durch Assoziation (Guilt by association) zielt auf die Abwertung einer Meinung oder einer Person durch Anführen negativer Umstände, die mit ihnen in Beziehung gesetzt werden. Typischerweise sind die assoziierten negativen Umstände nebensächlich und hinsichtlich des eigentlichen Standpunktes der Person ohne Beweiskraft. Im Rahmen von Verschwörungstheorien werden die negativen Umstände oft auch einfach unterstellt. Dabei werden bei den unterstellten Ereignissen oft Themen wie Kindsmissbrauch, Kinderhandel oder die Verletzung und Tötung von Kindern manipulativ eingesetzt, weil an Kindern begangene kriminelle Handlungen besonders emotionalisieren und damit zur Mobilisierung von Wut und Empörung dienen. Die Tatsache, dass Kindsmissbrauch, Kinderhandel oder die Verletzung und Tötung von Kindern in der Realität vorkommen sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich diese Themen hochgradig zum Zweck politischer Manipulation einsetzen lassen. Dazu gibt es zahlreiche Beispiele:
☛ Eines der ältesten Beispiele dürfte die antijudaistische Ritualmordlegende sein. Sie unterstellt, dass Juden christliche Kinder umbringen und ihr Blut trinken. Diese Verleumdungen bereiteten den Boden für antijüdische Pogrome dienten als Vorlage für ähnliche aufgebaute Verschwörungstheorien bis in die heutige Zeit.
☛ Die Pizzagate-Verschwörungstheorie behauptete, dass in der Pizzeria Comet Ping Pong in Washington ein Kinderpornoring tätig sei, bei dem auch die Präsidentschafts-Kandidatin Hillary Clinton mitwirke. Es handelt sich um eine Diffamierungskampagne gegen die Kontrahentin des Kandidaten Donald Trump.
☛ Der QAnon-Kult unterstellt, dass liberale Eliten und Demokratische Politiker in Bunkern und Höhlen Kinder foltern, um ihnen ein angebliches Verjüngungsmittel Adrenochrom aus dem Blut abzuzapfen. Auch hier werden insbesondere Gegner Donald Trumps diffamiert.
Positiver Assoziations-Trugschluss
Umgekehrt zielt Ehre durch Assoziation (Honor by association) auf die Aufwertung einer Meinung oder einer Person, indem diese mit positiv besetzten Umständen oder Personen in Beziehung gesetzt werden.
Eine besondere Variante des positiven Assoziations-Trugschlusses wird gern eingesetzt von Verschwörungsgläubigen oder anderen Personen, die etablierte wissenschaftliche oder historische Standpunkte infrage stellen wollen. Es handelt sich um das im Englischen so bezeichnete Galileo Gambit (dt. Galilei-Vergleich / Galilei-Argument).
Dabei wird argumentiert, dass auch der italienische Universalgelehrte Galileo Galilei (1564 – 1642) in seiner Zeit zunächst ausgelacht, seine Aussagen jedoch später bestätigt wurden. Die Anwender des Galileo Gambits wollen damit suggerieren, dass auch ihre eigenen Aussagen sich im Nachhinein „vor der Geschichte“ als wahr und richtig erweisen werden. Die Argumentation ist fehlerhaft, weil keinerlei Zusammenhang zwischen dem Wahrheitsgehalt der eigenen Aussagen und der Tatsache bestehen muss, nicht ernstgenommen zu werden. Nicht jeder, der ausgelacht oder sonst wie nicht ernst genommen wird, ist ein verkannter Galilei. Statistisch gesehen ist die Zahl der verkannten Genies unter den Nicht-ernst-genommenen sogar äusserst gering…….
Quellen:
Beitrag zum Thema «Association Fallacy» auf Wikipedia.
Beitrag zum Thema «Verschwörungstheorien um Adrenochrom» auf Psiram.