Appelle sind Aufforderungen, etwas zu tun oder zu lassen. Nicht jede Verschwörungstheorie enthält Appelle. Aber in vielen Verschwörungstheorien sind sie gut zu erkennen – in unterschiedlich starkem Mass.
Im Umgang mit Verschwörungstheorien ist es deshalb wichtig, auf offene oder versteckte Appelle zu achten.
Unterschiedliche Appelle
Versteckte oder offene Appelle in Verschwörungstheorien sind am einfachsten zu entdecken, wenn man ihre verschiedenen Formen kennt.
Beispiele:
☛ Kaufappelle:
Verschwörungstheorien können die Basis bilden für Geschäftsmodelle. Das Prinzip ist einfach: Angst machen mit einer entsprechenden Verschwörungstheorie, und dann Produkte anbieten, die Schutz versprechen. In den USA ist der Verschwörungsideologe und Hassprediger Alex Jones mit diesem Prinzip seit Jahren erfolgreich. Dabei bedient er eine breite Palette von Verschwörungstheorien. Praktischerweise kann er dabei einerseits den Menschen Angst einjagen und ihnen andererseits in seinem Onlineshop passende Schutzmittel verkaufen. Die Weltregierung will uns via Trinkwasser vergiften? Im Online-Shop von Alex Jones gibt es dazu Gegenmittel. In Deutschland betreibt der Kopp-Verlag ein ähnliches Geschäftsmodell. Auch in der Prepper-Szene gibt es Webshops und andere Angebote, mit denen Ängste vor dem Zusammenbruch der Zivilisation geweckt und gleichzeitig bedient werden. Weitere Geschäftsmodelle basieren auf der Publikation von Büchern und auf Honoraren für Vorträge und Kurse, wie beispielsweise bei Daniele Ganser oder Christina von Dreien.
☛ Propaganda-Appelle / politische Appelle
Ein überaus deutlicher Appell ist die Aufforderung: «Deutsche, kauft nicht bei Juden!», der im «Dritten Reich» Bestandteil der Verschwörungstheorie von der «jüdischen Weltverschwörung» war. Zu dieser Kategorien gehören auch Appelle, sich an bestimmten Demonstrationen zu beteiligen – zum Beispiel Corona-Demonstrationen der «Querdenker» – oder Petitionen zu unterzeichnen.
☛ Vage Appelle zu generalisiertem Misstrauen
Manche Appelle, die durch Verschwörungstheorien transportiert werden, bleiben unausgesprochen und stecken in der verschwörungstheoretischen Haltung selbst. So wird mit oder ohne Worte die Aufforderung verbreitet, generell Experten oder offiziellen Verlautbarungen zu misstrauen. Es bildet sich eine Verschwörungsmentalität und toxisches Misstrauen.
Cui Bono – Wem nützt es?
«Cui bono?» ist ein Leitsatz, der oft von Verschwörungstheoretikerinnen und Verschwörungstheoretiker benutzt wird, um die angeblichen Verschwörer zu identifizieren. Sie fragen bei einem Ereignis wie dem Angriff der Japaner auf Pearl Harbor «Cui bono?» – Wem nützt es? Und wem es nützt, der ist es gewesen. Warum diese Anwendung des Cui-Bono-Prinzips unsinnig ist, erfahren Sie hier:
Cui bono? – ein Leitmotiv in Verschwörungstheorien
Aber zur Untersuchung von Appellen in Verschwörungstheorien ist das Cui-Bono-Prinzip interessant.
Am wirksamsten sind Appelle, wenn sie mit Emotionalisierung verbunden sind, wenn also die entsprechende Verschwörungstheorie Angst, Wut oder Hass auslöst. In solchen Fällen ist die Gefahr von Manipulation besonders gross.
Fazit
So stellen sich bei Verschwörungstheorien folgende Fragen:
☛ Sind Appelle erkennbar?
☛ Welche Aufforderungen zum Tun oder Lassen enthalten sie?
☛ In wessen Interesse sind sie? Wem nützen sie wirtschaftlich oder politisch?