Daniele Ganser - ein Friedensforscher?

Der «Truther» Daniele Ganser bezeichnet sich selbst konsequent als «Friedensforscher». Das ist in jeder Hinsicht weit von der Realität entfernt, aber er glaubt offensichtlich daran.

Friedensforschung ist eine wissenschaftliche Disziplin. Zu dieser wissenschaftlichen Ebene lässt sich feststellen, dass Daniele Ganser nicht in wissenschaftlichen Zeitschriften zur Friedensforschung publiziert. Würde er das tun, müsste er sich an wissenschaftliche Standards halten und sich der Kritik von Fachleuten stellen. Nur schon sein unterirdisch schlampiger und tendenziöser Umgang mit Quellen – ein Markenzeichen Gansers – würde der Publikation in Fachzeitschriften entgegenstehen. Der selbsternannte «Friedensforscher» umgeht die wissenschaftlichen Standards, in dem er sich auf Referate vor Laienpublikum, YouTube-Videos, Beiträge in «Alternativmedien» und Bücher beschränkt. In diesem Laiensetting hat er als «Friedensforscher» Erfolg, weil er seinem Publikum liefert, was es hören will.

Ganser hat zwar Geschichte studiert und dort auch seinen Doktortitel gemacht. Er ist aber schon seit vielen Jahren nicht mehr als Historiker wissenschaftlich tätig. Siehe dazu:

Weshalb Daniele Ganser als Historiker unglaubwürdig ist

Wissenschaftlich arbeitende Friedensforscher und Friedensforscherinnen der wichtigsten Friedensforschungsinstitute habe sich im Übrigen im Gegensatz zu Daniele Ganser für Waffenlieferungen an die Ukraine ausgesprochen. Ernsthaften Friedensforschern ist offenkundig klar, dass ein angegriffenes Land in seiner Selbstverteidigung unterstützt werden sollte und dem Aggressor nicht in die Hände gespielt werden darf.

«Friedensforscher» ist kein geschützter Begriff

Nun kann sich allerdings jeder «Friedensforscher» nennen, auch wenn er nicht wissenschaftliche Friedensforschung betreibt. Denn «Friedensforscher» ist kein geschützter Begriff. So könnte man einfach die Meinung vertreten, dass Daniele Ganser halt nicht-wissenschaftliche «Friedensforschung» betreibt und ein freier Friedensforscher sei. Ganser selbst sieht sich offenbar eher als Aktivist für den Frieden und als Teil der Friedensbewegung. Dann stellt sich aber die Frage, ob er dem Frieden wirklich dient.

Wo steht der «Friedensforscher» Ganser in der Friedensbewegung?

Olivier Würgler schreibt dazu in der Wochenzeitung (WOZ):

«Ein Teil der Friedensbewegung setzt sich glaubwürdig für pazifistische Anliegen ein. In Deutschland entstanden jedoch im Zuge der Ukrainekrise die «Mahnwachen für den Frieden». Sie entpuppten sich schnell als Sammelbecken für Antisemitinnen und Verschwörungstheoretiker – dort ist Ganser mit seiner verkürzten Kritik am US-Imperialismus ein Star. Wenn er beispielsweise Deutschland als Vasallenstaat der USA bezeichnet, bedient er sich derselben Sprache.»

Ganser bedient mit seinen Aussagen perfekt diesen ideologisch hoch aufgeladenen Teil der Friedensbewegung und das ist auch eine Komponente in seinem Geschäftsmodell.

Schaut man sich seine Aussagen zum Krieg in der Ukraine an, so fällt auf, dass sie völlig einseitig und weitgehend vergangenheitsfixiert sind. Sie drehen sich um die NATO und den angeblichen Putsch der USA in der Ukraine 2014. Der Aggressor Russland scheint den «Friedensforscher» nicht gross zu interessieren und er redet ihn schön. Siehe dazu:

Wie Daniele Ganser das Butscha-Massaker für Putin glattbügelt und der Ukraine in die Schuhe schiebt

So verhält sich ein Demagoge und Propagandist, aber nicht ein «Friedensforscher», wenn man den Begriff ernst nimmt. Daniele Ganser steht mit seinen Aussagen derart nah beim Aggressor, dass seine Selbstbezeichnung als «Friedensforscher» etwas Obszönes an sich hat.

Quelle des Zitats:

Wahrheit und Verschwörung: Das Ganser-Phänomen (Wochenzeitung, WOZ)

Stellungnahme von Friedensforscher/-innen:

Forscher zu Ukraine-Krieg: „Wir begrüßen die Waffenlieferungen“ (Tagesschau)