Die Coronavirus-Pandemie werde zum Nährboden für antijüdische Hetze im Internet, warnt Felix Klein. Der Beauftragte für Antisemitismus der Bundesregierung in Deutschland fordert zum Einschreiten auf.
Die Corona-Pandemie schaffe ein Klima der allgemeinen Verunsicherung, was Beschuldigungen einzelner Personengruppen idealen Nährboden liefere, äusserte Klein gegenüber dem in Berlin erscheinenden Tagesspiegel:
„Es überrascht leider nicht, dass Juden und Israel Hauptziele sind. Antisemitische Hassreden verbreiten sich schnell im Internet und dort insbesondere auf den gängigen Social-Media-Plattformen.“
Verschwörungstheoretikern, rechten Hetzern und Antisemiten scheine offenbar nichts zu absurd, um es nicht zu verbreiten, sagt Klein:
„Die Rede ist da von einer jüdischen Übernahme der Weltwirtschaft, jüdischen Gewinnen aus einem möglichen Impfstoff, von Israel entwickelten Biowaffen, oder einem jüdischen Versuch, die Weltbevölkerung zu reduzieren. Krudester Antisemitismus bricht sich Bahn.“
Die Vergangenheit habe auf tragische Art und Weise gezeigt, dass aus Worten Taten werden können, erklärte Klein. Er ruft darum dazu auf, alles zu tun, damit solche Hassrede sich nicht weiterhin online verbreitet. Auch jede und jeder Einzelne sei hier gefordert einschreitet und antisemitische Diffamierungen gegenüber dem Betreiber der Plattform zu melden.
Quelle:
Verschwörungstheorien zum Coronavirus „Krudester Antisemitismus bricht sich Bahn“
Auch Baden-Württembergs Antisemitismusbeauftragter Michael Blume warnt vor einer «digitalen Eskalation» des Antisemitismus im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie: «Wir wissen aus der Geschichte, dass Krisen und insbesondere Pandemien immer wieder die Suche nach Sündenböcken auslösten. So kam es in Europa zum antijüdischen Verschwörungsmythos der Brunnenvergiftung und zu sogenannten Pestpogromen.»
Die digitale Verbreitung von antisemitischen und demokratiefeindlichen Verschwörungsmythen nehme zu.
Unter anderem durch YouTuber wie Mazdak werde beispielsweise behauptet, das Coronavirus würde von US-amerikanischen Akteuren gezielt hergestellt und verbreitet. Über die Impfstoffentwicklung der Bill & Melinda Gates Stiftung werden dabei weitere, internationale Verschwörungszusammenhänge geknüpft. In den weiteren, digitalen Kontexten werden dabei auch die Fake News verbreitet, das Ehepaar Gates sei jüdisch bzw. Teil einer zionistischen Weltverschwörung für eine „Neue Weltordnung“ (NWO).
Blume forderte die Bürgerinnen und Bürger auf, antisemitische und rassistische Verschwörungsvorwürfe und Gewaltaufrufe zu melden:
„Wir brauchen….mutige Stimmen, die auch digital gegen Verschwörungsmythen aufklären. Wir brauchen mehr Bildung und Begegnung im realen Leben, eine entschiedene Strafverfolgung und auch strengere Gesetze gegen die Internetkonzerne, die mit diesen Mythen und Memes auch noch Werbeplätze verkaufen. Nach Halle und Hanau sollte auch den Letzten klargeworden sein, dass digitale Radikalisierung längst kein harmloser Spaß mehr ist.“
Quellen:
Antisemitismus: Kampf im Netz gegen Verschwörungstheorien
Warnung vor antisemitischen Verschwörungsmythen
Zudem wird wieder einmal der Lieblingsfeind der Rechtspopulisten und Rechtextremen, der jüdische Investor und Philanthrop George Soros, mit der Entstehung des Coronavirus in Zusammenhang gebracht. Beispielsweise hier in einer russischen Desinformationsmeldung:
DISINFO: CORONAVIRUS: A WUHAN LABORATORY SPONSORED BY SOROS, VIRUS AFFECTS ONLY MONGOLOID RACE
Das sind absurde Unterstellungen, die oft antisemitisch angehaucht sind.
Siehe auch:
Antisemitische Verschwörungstheorien im Aufschwung
Antisemitismus und Verschwörungstheorien