Der Rechtsextremismus profitiert von der gegenwärtigen Corona-Pandemie. Seine Verschwörungstheorien passen gut zur aktuellen Lage. Über dieses Thema unterhielt sich Manfred Götzke für den Deutschlandfunk mit dem Konfliktforscher Andreas Zick.
Das Coronavirus biete Verschwörungstheoretikern und Rechtsextremen ein optimales Betätigungsfeld, sagte der Konfliktforscher Andreas Zick im Interview im Dlf.
Man müsse davon ausgehen, dass die rechtsextreme Szene die gegenwärtige Verunsicherung in der Coronakrise ausnutze und versuche ihre Ideologien zu verbreiten.
Im Internet und speziell auch in WhatsApp-Gruppen oder Sozialen Medien werden viele Falschmeldungen oder bewusst gestreute Verschwörungstheorien verbreitet.
Der Bielefelder Konfliktforscher Andreas Zick erklärte im Dlf, dass die rechte Szene zwar auch direkt von der Corona-Pandemie betroffen sei durch Veranstaltungs- und Versammlungsverbote. Sie sei aber dafür im Internet sehr aktiv. Zick geht davon aus, dass sich im Zuge der Coronakrise die Szene auch noch einmal über Verschwörungstheorien und Verschwörungsmythen „neu vernetzt“.
Reichsbürger: „Coronavirus als militärische Intervention“
Ein Mythos der Reichsbürger sei beispielsweise, dass das Coronavirus eine militärische Intervention ist. Die Rechtsextremen würden mit ihren einfachen Informationen gegenwärtig die allgemeine Verunsicherung der Menschen ausnutzen. Zick wies darauf hin, dass im Moment der Verunsicherung Menschen immer die Nähe von Personen suchen, die ihre Meinungen teilen:
„Und da haben sie ein Riesenreservoir aus dem Bereich der Verschwörungstheoretiker und die sind vor allem im rechten Bereich sehr gut organisiert.“
Die Reichsbürger fühlen sich laut Zick in der aktuellen Coronakrise in ihren Ideologien bestätigt. Sie leben von dem Mythos, dass die Bundesrepublik illegitim ist.
Es sei nun die Frage, wie viele Menschen sich von den rechten Ideologien anstecken lassen, wenn zu Beispiel zusätzlich staatliche Maßnahmen wie Ausgangssperren und soziale Isolation auf die Bürger zukommen.
Im Moment sieht Zick noch keine große Gefahr des Vertrauensverlustes in die Politik, denn die Bürger würden der Regierung vertrauen, weil die Bedrohung durch Krankheiten ganz anders wahrgenommen wird. Der Blick in die Geschichte zeige jedoch, dass Krisen die Chance für Konflikte erhöhen könnten. Daher müsste man sich Gedanken machen, wie man gefährdete Gruppen vor Rechtsextremismus schützen könne.
Quelle:
Verschwörungstheorien„Rechtsextreme nutzen allgemeine Verunsicherung aus“
(Deutschlandfunk)
Welche Verschwörungstheorien rund um die Corona-Pandemie gegenwärtig im Rechtsextremismus verstärkt kursieren, erklärt der Extremismusforscher Dr. Matthias Quent im Gespräch mit Jonas Fedders für das Portal «Gegneranalyse»:
«Anfangs wurde das Corona-Virus häufig mit der Flüchtlingssituation an der europäischen Außengrenze in Verbindung gebracht. Dann gab es mehrere Netzkampagnen, die Corona und hiesige Asylunterkünfte verknüpft haben. Andere meinten, das Corona-Virus sei nur ein Vorwand, quasi eine Ablenkungsstrategie, um einen weiteren „Bevölkerungsaustausch“ zu betreiben. Und es existiert die Vorstellung, die Regierung inszeniere das alles, um unter diesem Vorwand endlich das zu tun, was sie angeblich schon immer tun wollte, nämlich die Bundesrepublik in eine „linke Diktatur“ zu überführen. Die Pandemie und die damit einhergehenden Ängste bieten für alles Mögliche Projektionsflächen. Es kursieren diverse Verschwörungstheorien, leider längst nicht nur im rechtsradikalen Milieu. Es gibt etwa die Erzählung, das Virus stamme aus einem Labor von Bill Gates. Im Iran, aber auch in antisemitischen Kreisen in Deutschland, wird behauptet, es handele sich um eine „zionistische Erfindung“.»
Quelle:
„Wir erleben nicht nur eine Corona-Pandemie, sondern auch eine Pandemie des Hasses“ (Gegneranalyse)