Im Rahmen von Corona-Verschwörungstheorien werden von «Querdenkern» zunehmend Kinder instrumentalisiert, zum Beispiel in der Maskenfrage oder wenn es um Impfungen geht. Das Beratungsnetzwerk Hamburg hat dazu ein informatives Dokument veröffentlicht. Nachfolgend aus dem Vorwort dieses lesenswerten Dokuments ein paar Gedanken zusammengefasst.
Es ist kein Zufall, dass Kinder in Protestaufrufen von „besorgten Müttern“ der verschwörungsideologischen Szene, oder ihren Protestinszenierungen mit Kuscheltieren und Kinderschuhen eine bedeutende Rolle spielen. Kinder und die Sorge um sie bieten für zahlreiche Menschen Anknüpfungspotential.
Dabei kann es mal um die eigenen Kinder gehen oder vielleicht auch um die eigene Kindheit. Das Thema Kinder und Jugendliche und ihr Wohlergehen emotionalisiert die Menschen und aktiviert sie auf eine besondere Weise.
Diese emotionale Reaktion ist weder schlecht noch falsch, doch muss die dahinterstehende Motivation mitbedacht werden.
Geht es dabei tatsächlich noch um die Kinder, oder geht es vielmehr um deren Instrumentalisierung für eine verschwörungsideologische und antidemokratische Agenda?
Emotionen sollten dabei nicht ausgeblendet oder mit Sachlichkeit überdeckt werden.
Stattdessen sollten Inhalte entemotionalisiert und zugleich Emotionen adäquat thematisiert werden.
Kinder zu instrumentalisieren bietet erhebliches Konfliktpotenzial
Kinder und Jugendliche sowie Entscheidungen darüber, was für sie „das Beste“ sei, bieten zudem häufig Potential für Konflikte zwischen Kindern, ihren Familien, oder Sorgeberechtig- ten und dem Staat.
Ablehnung und Misstrauen gegenüber staatlichen Institutionen ist ein Kernelement in Verschwörungsideologien. Konflikte zwischen diesen Eltern und staatlichen Einrichtungen sind deshalb vorprogrammiert.
Geht es um Pandemieverordnungen, Schulpflicht, Maskenpflicht, Sorgerecht und Impfempfehlungen, sind es gerade Institutionen wie Kita, Schule, offene Kinder- und Jugendarbeit, Jugendämter und Familiengerichte, in denen solche Konflikte aufbrechen. Denn an diesen Stellen treten in Familien existierende Verschwörungstheorien überhaupt erst ausserhalb des Privatlebens in Erscheinung.
Solche Konfliktlinien werden nicht so rasch einfach wieder verschwinden.
Schon jetzt denken Eltern aus pandemieleugnerischen Zusammenhängen an die Gründung von freien Schulen und Möglichkeiten „alternativen Lernens“ zwecks Umgehung staatlicher Einflussnahme.
Das Dokument zeigt überblicksartig die strategische Instrumentalisierung von Kindern der pandemieleugnerischen Szene. Es bietet zu diesem Thema Informationen für Fachleute aus Bildung und Beratung.
Das Dokument ist hier zu finden:
UND WER DENKT AN DIE KINDER? Instrumentalisierung von Kindern in der Pandemieleugner*innenszene
Anmerkungen:
Die Instrumentalisierung von Kindern und Jugendlichen ist besonders perfid. Sie ist besonders auch in der QAnon-Szene zu beobachten:
Kinderschutzorganisationen wehren sich gegen QAnon-Verschwörungsideologie
Ausserdem:
Verschwörungstheorien: Materialien für den Unterricht
Zum Umgang mit Verschwörungstheorien im Unterricht
Verschwörungstheorien & Jugendliche – was Lehrpersonen und Eltern tun können