Die selbsternannten «Corona-Rebellen» wollen sich am 2. Oktober in der Stadt Zug treffen. Dabei soll es jedoch nicht um einen Protest gegen die Zertifikatspflicht oder allgemein um Corona-Massnahmen gehen. Die «Corona-Rebellen» wollen an diesem Anlass vielmehr verschiedene Verschwörungstheorien vorstellen wie Chemtrails, 5G, Illuminati, die Neue Weltordnung (NWO) und «The Great Reset».
Die Gratiszeitung 20min hat zu den Umständen und Hintergründen dieses Verschwörungstheoretiker-Treffens zwei Experten befragt, Roland Imhoff, Professor an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und, Dirk Baier, Leiter des Instituts für Delinquenz und Kriminalprävention an der Zürcher Hochschule ZHAW.
Auf die Frage, weshalb sich «Corona-Rebellen» nun diesen Verschwörungstheorien zuwenden, sagt Dirk Baier:
«Bei den vergangenen Demonstrationen stand die Massnahmenkritik im Zentrum. Dies war aus meiner Sicht auch der Grund, warum recht viele Personen den Weg zu den Demos gefunden haben. In der Massnahmenkritik waren sich verschiedene Subgruppen der Skeptiker-Bewegung einig. Sich jetzt spezifisch auf Verschwörungstheorien zu konzentrieren, dürfte zur Folge haben, dass viele Personen nicht mehr den Weg zu einer Demo auf sich nehmen, weil ihre Kritik nicht verschwörungstheoretisch begründet ist, sondern einfach eine gesundheitliche Sorge ausdrückt.
Ich weiss nicht, warum jetzt dieser Weg eingeschlagen wird. Vielleicht möchte man den harten Kern der Verschwörungstheoretiker mobilisieren. Für mich ist das ein Irrweg, der aufzeigt, dass die Bewegung bezüglich der weiteren Strategie ratlos ist. Mit solch einer Fokussierung läutet die Bewegung meiner Meinung nach ihr Ende ein.»
Mit der Fokussierung auf Verschwörungstheorien läuten «Corona-Rebellen» ihr Ende ein
Roland Imhoff weist in seiner Antwort auf die gleiche Frage darauf hin, dass viele verschwörungstheoretischen Prophezeiungen im Rahmen der Corona-Pandemie in den letzten Monaten krachend gescheitert sind – etwa dass 90 Prozent der Geimpften sterben werden, dass es kein Coronavirus gibt, dass «das Volk» die Macht übernehmen wird. Vielleicht sei es da bequemer, wenn sich «Corona-Rebellen» auf Verschwörungsnarrative verlagern, die nicht ganz so offensichtlich im Widerspruch zur Realität stehen, eben weil sie auch vermeintlich im ganz Geheimen operieren.
Quelle:
VERSCHWÖRUNGSTHEORETIKER-TREFFEN: «So läutet die Bewegung ihr Ende ein» (20min)
Anmerkungen:
Wenn die «Corona-Rebellen» ihren Fokus von der Massnahmenkritik auf Verschwörungstheorien verlagern, gehen sie tatsächlich einen höchst fragwürdigen und problematischen Weg. Klar ist aber auch, dass Corona-Verschwörungstheorien unter den «Corona-Rebellen» schon von Anfang an verbreitet waren.