Da schüttelt man doch immer wieder mal verständnislos bis entsetzt den Kopf über «die Amerikaner», die irgendwelche durchgeknallten QAnon-Gläubige in den Senat oder ins Repräsentantenhaus wählen. Und jetzt das! Die Gemeinde Bitsch im Oberwallis wählt einen extremen QAnon-Anhänger in den Gemeinderat (Exekutive). Was läuft da schief?
Bitsch ist ein kleines Dorf mit etwas über 850 Einwohnerinnen und Einwohner. Der Ort liegt am Südhang oberhalb Naters / Brig im Oberwallis.
Die Gemeinderatswahlen in Bitsch sorgen nun für einigen Wirbel.
Die Ersatzwahl für einen zurückgetretenen Gemeinderat gewann der bisher politisch unerfahrene Christian Schnarf (43). Der 43-Jährige ist ein extremer Verschwörungstheoretiker und Anhänger des QAnon-Kultes. Das zeigt ein Blick in sein Facebook-Profil.
Dort zeigt sich eine ganze Sammlung an kuriosen und fragwürdigen Beiträgen und Verschwörungstheorien. Schnarf outet sich als QAnon-Anhänger, ein Kult, der deftige Verschwörungstheorien verbreitet. So wird zum Beispiel in der QAnon-Szene behauptet, liberale Politiker würden Kinder gefangen gehalten und gefoltert, um aus ihrem Blut das angebliche Verjüngungsmittel Adrenochrom zu gewinnen.
Die Impfkampagne des Bundes setzt Christian Schnarf mit dem Holocaust gleich.
Der Gemeinderat von Bitsch hatte im Vorfeld der Wahl eine Frau unterstützt und nicht den Verschwörungstheoretiker Schnarf. Doch der Plan ging schief. Schnarf gewann die Wahl mit 20 Stimmen Vorsprung.
Gemeindepräsident von Bitsch distanziert sich
Edgar Kuonen, der Gemeindepräsident von Bitsch, distanzierte sich gegenüber der Zeitung «Blick» klar und deutlich von der Weltanschauung des Gewählten: «Dem Gemeinderat war bewusst, dass Christian Schnarf ein Querdenker und kritischer Bürger ist. Dass seine Positionen jedoch derart extrem sind und auf einer deutlich zu verwerfenden Weltanschauung basieren, war dem Gemeinderat in diesem Umfang nicht bekannt.»
Die Gemeinderatsmitglieder würden nun das Gespräch mit Christian Schnarf suchen und klarstellen, dass das vorgetragene Gedankengut in keinster Weise Platz im Gemeinderat von Bitsch hat, erklärte der Gemeindepräsident.
Christian Schnarf sagte zu «Blick»:
«Die Posts sind nur ein kleiner Teil von mir.» Schnarfs Vater relativiert und ersucht die Bevölkerung von Bitsch, seinem Sohn zuerst eine Chance zu geben, bevor sie über ihn herfällt: «Er soll zuerst zeigen, was er kann. Erst dann können ihn die Leute kritisieren.»
Quelle:
Zahlreiche Verschwörungstheorien auf Facebook:
QAnon-Anhänger in Bitscher Gemeinderat gewählt (Blick)
Anmerkung:
Wie weit die Wählerinnen und Wähler in Bitsch über die extremistische Weltsicht von Christian Schnarf informiert waren, ist natürlich offen. Das Wahlergebnis muss nun allerdings akzeptiert werden. Wenn der Vater des Gewählten nun aber fordert, man müsse seinem Sohn eine Chance geben, dann kann dem mit guten Grund widersprochen werden.
«Blick» zeigt zwei Fotos, die belegen, dass Schnarf nicht einfach nur ein «kritischer Bürger» ist. Eines dieser Fotos zeigt die Front eines Kleinbusses mit der Aufschrift «KILL BILL». Gemeint ist offensichtlich Bill Gates. Wer zur Tötung aufruft, einen solchen Aufruf verbreitet oder gutheisst, ist ein Extremist. Er verdient keine Chance. Er muss politisch bekämpft werden.
Ein zweites Foto symbolisiert das Eingangstor eines Konzentrationslagers mit dem Slogan «Impfen macht frei». Das ist eine Anspielung auf die Phrase «Arbeit macht frei», die als Toraufschrift in Konzentrationslagern wie Auschwitz, Dachau und Buchenwald angebracht war. Wer die Impfkampagne des Bundes mit einem Konzentrationslager in Beziehung setzt, macht einen hochgradig absurden Vergleich und verharmlost den Holocaust. Eine solche Person ist ein Extremist und verdient keine Chance. Extremismus muss politisch bekämpft werden. Dass der Gemeindepräsident von Bitsch sich vom Gedankengut des Christian Schnarf klar distanziert hat, ist daher sehr zu begrüssen.
Ebenso deplatziert ist es, wenn Impfgegner sich «Judensterne» mit der Aufschrift «ungeimpft» aufnähen. Siehe dazu: