Früher gab es in Tschechien kaum Anzeichen von Antisemitismus. Zuzana Schreiberová befürchtet, dass dies so nicht mehr gilt. Sie ist die Leiterin des Multikulturellen Zentrums in Prag und wurde von Radio Praque International (deutsch) zu diesem Thema interviewt.
Es gebe eine Menge von Verschwörungstheorien, die sich auf Juden beziehen:
«Ich bin sehr aktiv in den Social-Media. Beispielsweise bei Facebook habe ich sehr viele Beispiele dafür gefunden, dass die Menschen hierzulande Theorien über eine jüdische Verschwörung glauben.»
Alte und neue Verschwörungstheorien
Sie trifft dabei oft auf alte Verschwörungstheorien, zum Beispiel, wenn als typischer Name die Familie Rothschild auftaucht:
«Alle alten Vorurteile sind wiederbelebt worden. Darüber hinaus habe ich aber auch etwas Neues entdeckt: Der Antisemitismus greift das Thema der Migration auf. Eine der Verschwörungstheorien behauptet, es gebe bestimmte jüdische Eliten, die für die Migration, für die Multi-Kulti-Gesellschaft und die Zerstörung der europäischen Kultur verantwortlich seien. Eine große Rolle spielt in diesen Theorien ein neuer Name – der US-amerikanische Philanthrop George Soros.»
Der häufigste Ausdruck des Antisemitismus in Tschechien sei, dass jemand ein jüdisches Grabmal beschädigt oder eine Synagoge beschmiert.
Zuzana Schreiberová findet es wichtig, über die Juden und die Jüdische Gemeinde als etwas Heutiges zu sprechen. Nicht alles gehöre ins Museum:
«Bei uns gibt es neben der Jüdischen Gemeinde beispielsweise den Verband jüdischer Studenten, der sehr progressiv und aktiv ist. Man muss anmerken, dass Juden wirklich ein Teil unserer Gesellschaft sind.»
Schreiberová wurde auch befragt zum Unterschied zwischen Antisemitismus und der Kritik am Staat Israels oder seiner Politik. Eine Kritik an Israel müsse möglich sein. Man müsse aber darauf achtgeben, dabei nicht antisemitisch zu sein. Wenn jemand die Existenzrecht des Staates Israel infrage stelle, dann sei das schlecht.
Quelle:
George Soros ist der Lieblingsfeind vieler Antisemiten, Rechtspopulisten und Rechtsextremen. Sie kommen ohne einen zünftigen Sündenbock nicht aus. Die Verschwörungstheorie, dass George Soros die Migration steuere, ist haarsträubend.