In einem Online-Bürgerdialog zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel und Studenten ging es neben ausfallenden Prüfungen auch um den richtigen Umgang mit Verschwörungstheorien und „Querdenkern“. Eine Lösung hatte die Bundeskanzlerin dafür nicht, kritisierte Anhänger von Verschwörungstheorien aber deutlich.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) tauschte sich online mit Studenten und Mitarbeitern der Universitäten aus.
Neben Problemen rund um das Studium ging es im Bürgerdialog auch um den Umgang mit Corona-Leugnern und der „Querdenken“-Bewegung.
Ein Student stellte die Frage, wie er und seine Freunde am besten mit damit umgehen sollten. Sie habe darauf keine perfekte Antwort, gestand Angela Merkel. Das Problem beschäftige die Politik jedoch sehr.
Merkel hält Forschung zur Frage nötig: „Wie verabschiedet man sich eigentlich aus der Welt der Fakten und gerät in eine Welt, die sozusagen eine andere Sprache spricht und die wir mit unserer faktenbasierten Sprache gar nicht erreichen können?“
Die Bundeskanzlerin sieht bei Anhängern solcher Denkmuster „eine richtige Diskussionsverweigerung“. Jemanden daraus zurückzuholen sei sehr schwer.
Verschwörungstheorien seien «im Grunde ein Angriff auf unsere ganze Lebensweise», sagte Merkel – und rief zu einem konsequenten Kampf gegen sogenannte Verschwörungstheorien in Deutschland auf.
Europa sei seit der Aufklärung den Weg gegangen, sich auf der Basis von Fakten sozusagen ein Weltbild zu verschaffen. Und wenn ein Weltbild plötzlich losgelöst oder antifaktisch sei, dann sei das natürlich mit unserer ganzen Art zu leben sehr schwer vereinbar.
Das übliche Argumentieren helfe in solchen Fällen nicht. Deshalb sei das «für uns schon eine besondere Herausforderung.»
Quelle:
Merkel nennt Corona-Verschwörungstheorien „Angriff auf unsere Lebensweise“
Anmerkungen:
☛ Die Ausführungen der Bundeskanzlerin werden eingefleischte Verschwörungsgläubige nicht gross beeindrucken. Für sie ist Angela Merkel sowieso eine Reptiloide oder eine Marionette des «Tiefen Staates». Verschwörungsgläubige machen es sich nämlich in der Regel leicht: Kritiker gehören für sie einfach zu den Verschwörern.
☛ Dass Fakten zunehmend mit Meinungen verwechselt werden, ist ein ernsthaftes gesellschaftliches Problem.
Hier gibt es dazu einen längeren Beitrag:
Triumph der Meinung über Fakten, Wahrheit und Fachwissen – das kann nicht gut gehen!
Und hier einen kürzeren Beitrag:
Und hier geht’s zu Buchbesprechungen zum «postfaktischen Zeitalter»:
☛ „Und woran zweifelst du?“ – ein Leitfaden für das postfaktische Zeitalter
Interviews mit und Texte von klassischen und zeitgenössischen Denkerinnen und Denkern