Der Hassprediger und Verschwörungsideologe Alex Jones hatte behauptet, dass der Amoklauf an der Sandy-Hook-Grundschule von «Krisenschauspielern» inszeniert gewesen sei. Im Gerichtssaal kam er nun stark unter Druck, gab seine Lügen zu und erklärte: „Es ist hundert Prozent real.“
Ein 20-Jähriger hatte im Dezember 2012 bei diesem Massaker in Newtown im Bundesstaat Connecticut 20 Schulkinder und sechs Lehrkräfte erschossen. Alex Jones hatte die Lügen vom inszenierten Massaker auf all seinen Kanälen über Jahre verbreitet. Das hatte zur Folge, dass Angehörige der Opfer mit Beschimpfungen, Hass und Todesdrohungen leben mussten.
Die Angehörigen fordern nun 150 Millionen US-Dollar als Entschädigung von Alex Jones und seinen Unternehmen, zu denen unter anderem die Onlineplattform Infowars gehört.
In einem Kreuzverhör durch den Anwalt Mark Bankston gestand Alex Jones ein, dass er in der Vergangenheit schon Verschwörungstheorien und Lügen in Bezug auf andere Tragödien verbreitete, so zu den Bombenanschlägen in Oklahoma City und beim Boston Marathon bis hin zu den tödlichen Schüssen in Las Vegas und Parkland in Florida. Einen Tag zuvor hatten die Eltern des getöteten Sechsjährigen ausgesagt, Alex Jones und die von ihm und Inforwars verbreiteten Verschwörungstheorien und Lügen hätten ihr Leben zur Hölle gemacht.
Infame Lügen mit dramatischen Folgen
Es ist ungeheuerlich bösartig, wenn Menschen, die grosses Leid erlitten haben, beispielsweise durch den gewaltsamen Verlust eines Kindes, derart öffentlich diffamiert, verhöhnt und angegriffen werden.
Gerichte in Texas und Connecticut haben Alex Jones schon wegen Verleumdung für schadenersatzpflichtig erklärt. Im jetzigen Verfahren geht es darum, wie viel Jones den Eltern eines sechsjährigen Schülers zahlen muss, der bei dem Massaker 2012 getötet wurde.
Im Jahr 2017 wurde eine Anhängerin von Alex Jones zu einer Haftstrafe verurteilt, weil sie den Vater eines beim Sandy-Hook-Massaker getöteten Kindes mit dem Tod bedroht hatte. Die kontinuierlichen Lügen des Hasspredigers und Verschwörungsideologen haben also drastische Folgen im realen Leben. Ob die von Jones vor Gericht gezeigte Einsicht echt ist, oder nur der Hoffnung auf ein tieferes Strafmass geschuldet, wird sich noch zeigen müssen.
Quellen:
Verschwörungserzähler angeklagt: Alex Jones rudert nach Schulmassaker-Leugnung zurück (n-tv.de)
Alex Jones zu US-Amoklauf: Verschwörungsanhänger gibt Falschaussage zu (ZDF)
Ergänzung:
☛ Alex Jones hat mit seinen Lügen und Verschwörungstheorien sehr viel Geld verdient. Er bietet damit ein gutes Beispiel für die Bewirtschaftung von Verschwörungstheorien als Geschäftsmodell. Siehe dazu:
Verschwörungstheorien als Business-Modell
☛ Dass derart viele Menschen die Lügen-Konstrukte eines Hasspredigers vom Schlage Alex Jones blind glauben, ist hochgradig bedenklich. Eine Steilvorlage dafür bietet die starke Polarisation der Gesellschaft in den USA, die Züge von Stammesdenken entwickelt hat. Siehe dazu:
Tribalismus, digitaler: Problematik des Stammesdenken
Im Kontext von Tribalismus gilt zunehmend als wahr, was sich als wahr anfühlt und zum eigenen «Stamm» passt. Siehe dazu:
Truthiness – die gefühlte Wahrheit