Das Amt für Erwachsenen- und Kindesschutz im Kanton Bern (Schweiz) hat einen informativen Leitfaden publiziert zum Thema «Verschwörungsideologien». Darin geht es auch um die Frage, welche Menschen an Verschwörungsideologien glauben. Hier daraus die wichtigsten Stichworte:
Gefühl der Machtlosigkeit
Anhängerinnen und Anhänger von Verschwörungsideologien stammen aus allen sozialen Schichten. Ob Menschen für solche Ideologien empfänglich sind, muss nichts mit bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen oder psychischen Problemen zu tun haben. Ebenso spielen Alter, Intelligenz, Geschlecht, Religion und Bildungsstand kaum eine Rolle. Entscheidend scheint eher zu sein, ob sich jemand machtlos fühlt, glaubt, die Kontrolle zu verlieren oder Schwierigkeiten damit hat, Unsicherheiten zu akzeptieren.
Misstrauen als Bestandteil von Verschwörungsideologien
Eher an Verschwörungsideologien glaubt, wer generell misstrauisch ist gegenüber «denen da oben», also Personen oder Gruppen mit hohem gesellschaftlichem Status (beispielsweise PolitikerInnen, BankerInnen, ForscherInnen etwa aus der Medizin). Das Misstrauen ist auch begleitet von einer erhöhten Wahrscheinlichkeit, Gewalt zu legitimieren oder gar selbst gewalttätig zu werden.
An Verschwörungsideologien glauben zudem insbesondere Menschen, die ein Bedürfnis haben, sich einzigartig zu fühlen und sich «den anderen» als überlegen zu sehen. Anhängerinnen und Anhänger von Verschwörungsideologien sind davon überzeugt, dass sie über «geheimes Wissen» verfügen, die Mechanismen und Machtwelten kennen und wissen, wer dahintersteckt.
Der Einfluss von Prominenten
Verschwörungsideologien werden vor allem dann populär, wenn Personen mit grosser Reichweite (also zum Beispiel Prominente) die Fehlinformationen aufgreifen und verbreiten. Promis verfügen über ein gewisses Vertrauenspotential bei ihren Anhängerinnen und Anhängern. Ihre Beiträge auf Social-Media-Kanälen werden deshalb häufig tausendfach und unkritisch geteilt. Darüber hinaus vereinen Prominente häufig heterogene Gruppen und erreichen dadurch auch Menschen, die zuvor vielleicht keine oder wenige Berührungspunkte mit dem Thema hatten.
Quelle:
Leitfaden Verschwörungsideologien (PDF, 154.5 KB)
(Amt für Erwachsenen- und Kindesschutz im Kanton Bern, Schweiz)
Anmerkungen:
Der Leitfaden spricht wichtige Punkte an.
☛ Das Thema «Misstrauen» ist zentral, wenn es um Verschwörungsideologien geht. Dabei ist es wichtig, zwischen toxischem Misstrauen und gesundem Misstrauen zu unterscheiden. Siehe dazu:
Über toxische Zweifel und toxisches Misstrauen
☛ Eine Reihe von Prominenten haben auch in der Corona-Pandemie absurde Verschwörungsideologien verbreitet. Siehe dazu:
Fehlinformationen und Verschwörungstheorien: Was Prominente zur Corona-Pandemie sagen