Der Microsoft-Gründer Bill Gates ist in der Coronakrise zu einem der Lieblingsfeinde der Verschwörungsgläubigen geworden. Auf Demonstrationen werden Plakate mit absurden Behauptungen über Gates in die Höhe gestreckt. Das Beispiel zeigt gut, wie Fakten zurechtgebogen und Zusammenhänge konstruiert werden, damit die Verschwörungstheorie passt.
Behauptet wird zum Beispiel, dass die Gates-Stiftung die Entwicklung des Coronavirus finanziert habe. Als Beweis für diese ungeheuerliche Behauptung soll ein Patent mit dem Titel «Coronavirus» herhalten, das ein von der Gates-Stiftung unterstütztes Institut 2015 erlangt hat.
Bei diesem Patent geht es jedoch nicht um Sars-CoV-2, sondern um die Impfstoffentwicklung gegen ein Geflügelvirus aus der Gruppe der Coronaviren. In der Immunologie ist es üblich, dass Wissenschaftler das Erbgut von Erregern verändern, um sie weniger gefährlich zu machen. Solche Entwicklungsschritte können mit Patenten geschützt werden.
Das sind übliche Schritte auf dem Weg zur Herstellung von Impfstoffen. Aber Verschwörungsgläubige schreiben solche Fakten um, damit sie ihr Feindbild füttern können.
Forscher haben zudem detailliert aufgezeigt, dass eine Entwicklung des neuen Coronavirus im Labor nicht plausibel ist.
Siehe dazu:
Verschwörungstheorie widerlegt: Corona-Pandemie Erreger (SARS-CoV-2) stammt nicht aus dem Labor
Verschwörungsgläubige behaupten auch, Bill Gates wolle im Kampf gegen den Erreger den Menschen Mikrochips einpflanzen lassen – und so die totale Kontrolle erlangen.
Die Fakten dazu hat n-tv zusammengestellt:
«Gates schrieb im März, dass irgendwann „digitale Zertifikate“ Auskunft darüber geben könnten, wer eine Infektion mit dem Coronavirus bereits durchgestanden hat oder – sobald das möglich ist – dagegen geimpft ist. Diese Aussage wurde mit vollkommen anderen Projekten verrührt, die von der Gates-Stiftung unterstützt werden – etwa Forschungen zur digitalen Identifizierung, zu einer Technik, die Impfungen im Infrarotlicht auf der Haut anzeigt, sowie zu Verhütungsmethoden via Mikrochips. Mit dem Coronavirus haben sie nichts zu tun.»
Quelle:
Bill Gates als Feindbild: Was steckt hinter den Corona-Gerüchten?….(n-tv)
Auch hier sieht man die typischen Schritte zu Stützung einer Verschwörungstheorie: Zuerst wird eine wilde Behauptung in die Welt gesetzt. Danach werden Fakten zurechtgebogen und Zusammenhänge erfunden, die nur im Kopf der Verschwörungsgläubigen existieren.
Das wäre einfach nur skurril, wenn es nicht so schädlich wäre. Aber wer einmal von einer solchen Verschwörungstheorie infiziert ist, lässt sich nicht mehr so leicht durch Gegenargumente erreichen. Verschwörungsgläubige nehmen Informationen extrem selektiv auf. Nur was ihre Konstrukte unterstützt, ist für sie glaubhaft und relevant.
Die Bill & Melinda Gates Stiftung setzt sich seit Jahren weltweit für eine bessere Gesundheitsversorgung weltweit. Die Arbeit kann man auch mit Argumenten kritisieren, wenn man irgendwo damit nicht einverstanden ist. Aber die haltlosen Unterstellungen von Verschwörungsgläubigen sind keine ernsthafte Kritik.
Bill Gates setzt sich auch mit viel Geld für die Entwicklung eines Impfstoffes gegen das Coronavirus ein. Nur schon dadurch wird er verstärkt zur Zielscheibe von Impfgegnern und Verschwörungstheoretikern. Genauso wie gerade Virologen wie Christian Drosten und Immunologen wie Anthony Fauci mit irre und wirren Unterstelllungen und Drohungen eingedeckt werden. Das ist vollkommen abwegig.
Siehe auch:
Rechte Verschwörungstheoretiker nehmen Trumps Corona-Berater ins Visier
Corona-Pandemie: Bill Gates als Lieblings-Hassfigur der Verschwörungsgläubigen